Die Bandscheibe ist nicht starr – sie ist anpassungsfähig
Lange Zeit galt die Bandscheibe als passives Gewebe – doch aktuelle Studien zeigen:
Gezielte körperliche Aktivität kann positive Veränderungen an der Bandscheibe bewirken.
Eine zentrale Rolle spielen sogenannte Myokine – Botenstoffe, die bei körperlicher Aktivität von der Muskulatur freigesetzt werden. Sie regen Zellwachstum an, fördern den Aufbau der Bandscheibenmatrix und wirken gleichzeitig entzündungshemmend (Severinson et al., 2020; Vadala et al., 2023).
Was Studien bereits zeigen
In Querschnittsstudien – also Vergleichen zwischen sportlich aktiven und inaktiven Menschen – wurden folgende Beobachtungen gemacht:
Läufer (20–50 km/Woche über 5 Jahre) zeigen eine bessere Hydratisierung der Bandscheiben und einen niedrigeren Fettanteil im Knochenmark als Radfahrer (Belavý et al., 2018 & 2020).
Sowohl Läufer als auch Radfahrer haben im Vergleich zu inaktiven Personen mehr Bandscheibenhöhe und weniger Degeneration (Mitchell et al., 2020; Belavý et al., 2019).
Sportarten wie Basketball scheinen sogar besonders positive Effekte auf die Bandscheibenstruktur zu haben (Owen et al., 2021).
👉 Besonders Stoßbelastungen in aufrechter Körperhaltung scheinen den Diskus positiv zu beeinflussen.
Langzeitstudien: Was bringt Training über Monate hinweg?
Längsschnittstudien liefern Hinweise, dass gezieltes Training strukturelle Effekte haben kann, aber:
Ein 6-monatiges Trainingsprogramm bei Rückenschmerzpatienten zeigte keine klar sichtbare Diskusveränderung im MRT – wohl aber einen geringeren Fettanteil im Knochenmark bei Männern (Owen et al., 2020).
Ruderer im Hochleistungssport zeigten je nach Trainingsphase einen erhöhten Gehalt an Glykosaminoglykanen in den Bandscheiben – ein Hinweis auf regenerativen Umbau (Frenken et al., 2022).
Warum sieht man nicht immer sofort einen Effekt?
Forscher vermuten folgende Gründe (Owen et al., 2020):
Die Bandscheibe ist bradytrophes Gewebe – sie reagiert sehr langsam auf Trainingsreize.
Sechs Monate Training könnten zu kurz sein.
MRTs zeigen möglicherweise nicht alle Veränderungen, z. B. auf Zellebene.
Bereits geschädigte Bandscheiben reagieren weniger anabol als gesunde.
Fazit: Bewegung wirkt – auch wenn man es nicht immer sieht
Die Bandscheibe besitzt ein adaptives Potenzial, besonders bei regelmäßiger, gut dosierter Belastung. Auch wenn strukturelle Veränderungen im MRT nicht sofort sichtbar sind, zeigen sich in Studien positive Effekte wie:
✅ Schmerzreduktion
✅ bessere Funktion
✅ anti-entzündliche Prozesse im Gewebe
💡 Das Wichtigste: Bleib in Bewegung. Für deine Gesundheit – und für deine Bandscheiben.